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AutorenbildIris Rozwora

Das österliche O

Aktualisiert: 26. März

An einem Tag kurz vor Ostern hoppelte Ole der Osterhase obertrauig vom Ozean zurück über die Wiesen der Osterinsel. Er war bei seinem besten Freund Okto-Kuss gewesen. Okto-Kuss war ein achtarmiger Krake, der gerne mit Hammerhai Herbert und Ingo Igelfisch durch die Meere tobte. Seinen Namen hatte er bekommen, da die Saugnäpfe seiner Tentakel bei einer Umarmung immer das Geräusch eines Kusses auf der Haut erzeugten. Obwohl fast Ostern war, hatte Okto-Kuss noch immer einen Ohrwurm von Weihnachten und trällerte die ganze Zeit „O, die fröhliche“. Ole war aus zwei Gründen oberosterhasenmäßig davon genervt.

Zum Ersten hatte er selbst noch nie einen Ohrwurm gehabt und das, obwohl er so ordentlich lange Ohren hatte. Okto-Kuss dagegen hatte überhaupt keine Ohren und trotzdem einen Ohrwurm. Wie ging das nur??? Wo genau saß der kleine Ohrwurm bei Okto-Kuss?

Und zum Zweiten nervte es Ole, dass zu Weihnachten immer alle irgendeinen Ohrwurm hatten, aber nie zu Ostern. Es war, als wenn zu Ostern nur die Vögel im Sonnenschein sangen, aber nie die Ostereiersucher. Das fand Ole oberirdisch gemein. Es gab doch im Frühling viel mehr Grund zu singen. Die Welt wurde statt olivgrün und ocker endlich wieder bunt. Die Bienen summten, die Sonne lachte, und überhaupt war Frühling doch viel fröhlicher als der dunkle Winter.


Ole brauchte einen Plan. Er war ein Osterhase, also war er natürlich oberschlau, und es dauerte nicht lange, bis er eine Idee hatte. Mit dem Omnibus würde er in die Oper fahren. Er hatte mal gelesen, dass die meisten Ohrwürmer im Orchestergraben einer Oper zu finden sind. Besonders gern sollen sich die Ohrwürmer in den Orgelpfeifen verstecken. Dort war es genauso dunkel und melodisch wie in einem Ohr, wenn auch weniger kuschelig. In das Glas der Obstmarmelade, die er heute Morgen aufgegessen hatte, steckte er ein paar alte Notenblätter, die er zu Hause gefunden hatte. Dann stellte er das Glas im Orchestergraben neben die Orgel und wartete, bis ein oranger Ohrwurm aus Neugierde ins Glas kroch.


Jetzt sprang er aus seinem Versteck hervor und schraubte das Glas schnell zu. Das war der einfache Teil seines Planes gewesen. Der Ohrwurm schaute den Ole entsetzt an. Er hatte überhaupt nicht verstanden, warum ihn jemand eingefangen hatte. Normalerweise wollten ihn doch alle immer nur loswerden. Odo stellte sich ordentlich vor und erzählte Ole auf der Heimfahrt seine ganze Familiengeschichte. Odos Oma war Orchideenzüchterin gewesen, und sein Opa wie auch sein Vater waren die Leiter der Ohrwurm-Olympiade. Später, wenn Odo mehr Lieder kennt, wird er dann auch einmal der Olympiadeleiter. Der Osterhase war ziemlich überrascht davon, dass es eine Ohrwurmolypiade gab und noch mehr, als er von den Sportarten wie Orchestergraben-Springen und Orgelpfeifen-Klettern hörte.


Aber all das war jetzt nicht wichtig. Damit der ganze Aufwand es auch wert gewesen war, musste nun auch Teil zwei seines Planes funktionieren. Er öffnete das Glas und zog das Notenblatt raus, damit der Ohrwurm auch wirklich ganz Ohr war. Indessen richtete sich der Osterhase oberlehrerhaft vor dem Ohrwurm auf und fing laut an zu singen:


„O du fröhliche, oh du sonnige eierbringende Osterzeit.

Eier ging verloren, bunt sind sie geworden.

Freue, freue dich O Osterkind.


Oh der Hase kommt ganz schnell mit seinem glänzend Fell

Such das Ei und steck es ein

Nun wird frohe Ostern sein.“


Nach dem Ole Osterhase sein Lied mit den acht Strophen zwanzigmal nacheinander ohne Pause gesungen hatte, passierte es endlich. Der Osterhase hatte dem Ohrwurm einen Ohrwurm verpasst. Tatsächlich saß Odo im Glas und trällerte das Lied von Ole mit, als hätte es das Weihnachtslied nie gegeben. Da wusste Ole, dass es Zeit war, den Ohrwurm wieder frei zulassen. In seinem schicksten Oberhemd fuhr er zu einem Örtchen nah am Ozean und ließ den orangen Ohrwurm auf dem Marktplatz wieder frei.

Odo war so begeistert davon, auch mal einen Ohrwurm bekommen zu haben, dass er seinen Opa und Papa darum bat, bei der Eröffnung der Ohrwurmolympiade seinen neusten Ohrwurm vorsingen zu dürfen. Was Odo nicht wusste, ist, dass genau dann, wenn ein Ohrwurm zum ersten Mal einen Ohrwurm hatte, er bereit war, die Leitung der Olympiade zu übernehmen.

Von da an verbreitete sich das Lied in einer überirdischen Geschwindigkeit erst auf den Osterinseln und dann auf der ganzen Welt. Als Ole einen Tag vor Ostern Okto-Kuss besuchte und dieser „O du fröhliche Osterzeit“ sang, war er der oberglücklichste Osterhase.


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Falls Du mehr über Hammerhai Herbert oder Igelfisch Ingo erfahren willst, dann lies doch mal die Geschichte vom hilfsbereiten H und dem irritierenden I.


Zum Ausdrucken und Mitmachen:



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