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AutorenbildIris Rozwora

Das rockige R

Es war einmal ein reiches und vor allem ruhiges Rittergut. Hier lebte der Ritter Radau mit seiner reizenden Frau Ronja. Ronja war eine Räuberstochter, aber die beiden hatten sich so rasch und heftig ineinander verliebt, dass selbst der Räuberpapa Ratzfatz dieser Romanze nicht im Weg stehen konnte. Es war eine romantische und riesengroße Hochzeit, auf der Räuber und Ritter gemeinsam feierten. Bevor sich die Gäste auf den Rückweg von dem rauschenden Fest machten, wurden bei allen noch mal die Taschen kontrolliert, damit nicht zu viel silbernes Besteck verschwand. Seitdem reisten Radau und Ronja viel durch das Land und lösten dabei das ein oder andere Rätsel, denn sie waren absolute Rätselfans. Doch das romantische Leben im Rittergut Radau änderte sich, als die rothaarige Ritterstochter Rapunzel geboren wurde. Rapunzel war bei Tag das liebste kleine Mädchen der Welt, doch bei Nacht ging der Rabatz los. Das kleine Fräulein konnte einfach nicht einschlafen. Sie schrie vor Müdigkeit das ganze Rittergut zusammen, sodass bald niemand mehr schlafen konnte. Radau und Ronja wussten, dass das so nicht weitergehen konnte. Sie hatten von einem Männchen gehört, dessen Namen alle kennen, aber niemand sagt. Dieses lebte im Wald mit einem rosa getupften Reh und konnte ihnen vielleicht helfen. Aber es hieß, man solle vorsichtig sein, denn Rumpels Zauber wirkte nie so ganz, wie man sich das vorstellte. Ratlos, wie die beiden waren, gingen sie dieses Risiko ein.

Als sie auf dem rabenschwarzen Ross von Ritter Radau durch den Wald ritten, kamen sie an der alten Ruine des Rattenkönigs vorbei. Die Geschichte besagt, dass dieser in der alten Ruine eines Restaurants sitzt und seine geklauten Ravioli zählt. Um sicherzugehen, dass sie auf einen Raubüberfall vorbereitet waren, hatte Ronja extra zwei Dosen Ravioli eingepackt. Sicher ist sicher! Sie war schließlich eine Räubers-Tochter und wusste, wie das alles funktionierte.



Noch bevor sie die Rosenhecken ganz nah am Regenbogen erreicht hatten, hörten sie schon Rumpels Radio. Dieser tanzte fröhlich zu der Musik um seinen Feuerplatz. Er freute sich über den hohen Besuch von Ritter Radau und Ronja und war natürlich bereit, ihnen zu helfen. Er verlangte dafür noch nicht mal besonders viel. Nur einen Rotkohl pro Woche und vier Tüten Rosinen. Alles, was sie dafür tun mussten, ist Rapunzel an einem rauchgrauen Röhrchen riechen zu lassen, den Inhalt des Röhrchens nachher in ihren roten Haaren verteilen, und dann Rapunzel so sehr drehen, dass ihr Haar zu fliegen beginnt. Danach würde Rapunzel für immer zu Rockmusik einschlafen können. Ronja kam dies alles sehr verdächtig vor, doch weder sie noch Radau noch irgendein anderer Einwohner hatte seit Rapunzels Geburt schlafen können. Also gingen sie nach Hause und taten genau das, was Rumpel ihnen aufgetragen hatte. Als sie Rapunzels Haare zum Drehen brachten, flogen aus diesem lauter rote Sterne, die sich über dem ganzen Rittergut verteilten. Als es Schlafenszeit wurde, schaltete Radau für Rapunzel Rockmusik ein, um zu sehen, ob sie tatsächlich einschlief und und ja – man glaubte es kaum – das kleine Rittertöchterchen schlief endlich ein. Allerdings war das nicht das Einzige, was passierte. Kaum hatte die Rockmusik angefangen zu spielen, da verwandelten sich im ganzen Rittergut alle Hosen in Röcke.



Und Radau, der eben noch eine Reiterhose getragen hatte, stand jetzt in einem rosa Rock vor Ronja. Diese musste beinah so laut lachen, dass sie Rapunzel wieder aufgeweckt hätte. Und egal, wie viele Hosen der Ritter sich schneidern ließ, sobald am Abend die Rockmusik seiner Tochter ertönte, wurde aus jeder Hose ein Rock. Obwohl dem Ritter am Anfang der Rock doch sehr unritterlich vorkam, hatten sich nach einigen Monaten alle Männer im Rittergut daran gewöhnt und trugen nun auch tagsüber Röcke, die ihnen gefielen. Radaus Lieblingsrock war rabenschwarz mit rauchgrauen Rochen. Zu Rapunzels fünften Geburtstag hatte man Hosen im ganzen Rittergut verboten. Und auch die Besucher mussten sich beim Betreten des Landes von ihren Hosen trennen. Rumpel hatte direkt an der Grenze eines der besten Rockgeschäfte des Landes eröffnet. Dieses erlangte so einen Ruhm, dass Ritter, Räuber, Reiche, Reiter, Rocker und eine Menge anderer Leute aus der ganzen Welt angereist kamen, um sich hier einen Rock auszusuchen, während die wildeste Rockmusik lief.


Genau dort lernten sich auch Rapunzel und eine junge Rapperin Namens Radieschen kennen. Die beiden Mädchen wurden ruckzuck Freundinnen und konnten sich stundenlang über Riesenschildkröten und Reptilien austauschen. Radieschen schrieb für Rapunzel sogar einen Riesenschildkröten-Rap. Als sie ihr den 33 Mal vorrappte, schlief Rapunzel zum ersten Mal in ihrem Leben ohne Rockmusik ein.


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