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AutorenbildIris Rozwora

Das jagende J

Die morgendliche Stille im Wald wurde von Geraschel und knackenden Ästen des Johannisbrotbaums unterbrochen. Obwohl es schon Juni war, waren die Morgen oft noch kalt, da seit Wochen ein ungewöhnlich starker Wind blies. Der junge Jaguar joggte schon wieder durch den Wald, auf der Suche nach einer guten Geschichte. Joachim, von allen aber nur Jo genannt, wollte nämlich Journalist werden. Für später hatte er sich vorgenommen, mit einer Jacht oder einem Jet durch die Welt zu reisen, damit er die besten Berichte schreiben kann.

Hier im Wald war allerdings selten etwas Spannendes los. Um so interessierter blieb er vor einer jeansblauen Jacke stehen. Er beschnüffelte sie, untersuchte sie. Jo fragte sich, ob er mit einer Jacke nicht sofort etwas cooler aussehen würde und ein bisschen mehr wie ein Journalist. Er zog sie an und lief zum nächsten Teich, um sich auf der stillen Wasserfläche anzuschauen. Ja! Er sah super aus so. Endlich hatte er auch Taschen für seinen Block und seinen Joghurt, denn Jo liebte Jogurt zu jeder Tageszeit.

Wie ein Jagdhund schoss der Jaguar durch den Wald, damit er bloß keine Geschichte verpasste. Da fuhr von hinten eine riesige Windböe in seine neue Journalisten Jacke und blies sie wie ein Segel auf. Der Wind trug die Jacke mit Jo immer höher und höher. Joachim hatte das am Anfang noch lustig gefunden, aber bald war er so weit oben, dass er seinen Wald nicht mehr erkennen konnte. Die Böe trug ihn hinaus ins Weltall, nun sah er den ganzen Planeten und auch den Mars und dann kam auch schon der Jupiter. Der junge Jaguar hatte Angst, dass der Wind ihn noch weiter hinaus in das Sonnensystem tragen würde und versuchte sich beim Vorbeifliegen am Jupiter festzukrallen.

Erst war er jedes Mal abgerutscht, aber jetzt war es ihm gelungen. Er ließ sich auf den Jupiter plumpsen und konnte nicht glauben was ihm gerade passiert war. Das war definitiv der Moment für einen Joghurt. Jo griff in seine linke Tasche, in der er den Joghurt verstaut hatte. Aber nein! Diese Tasche war leer! Er fing an zu jammern. Dann versuchte er die andere Jackentasche. Da war auch kein Joghurt, aber etwas, dass er nicht da hineingesteckt hatte. In seiner Jaguar-Pfote lagen jadegrüne und johannisbeerrote Juwelen. Joachim war erst überrascht und dann ärgerte er sich darüber, dass einmal was Spannendes im Wald passiert war und er nun auf dem Jupiter saß und nicht davon berichten konnte. Er jodelte vor Verzweiflung nach Hilfe, aber niemand war da. Dabei hätte er sich jetzt sogar über Galaxie-Gangster-Giraffen gefreut, bei denen hätte er die Juwelen wenigstens gegen Joghurt eintauschen können.

Er rannte auf dem Jupiter hin und her in der Hoffnung, dass der Wind aus seiner Jacke nochmal ein Segel machen würde, aber es funktionierte nicht. Es konnte Jahre dauern, bis er wieder von hier weg kam. Doch dann hörte er ein vertrautes Geräusch aus dem Wald, ein krächzen, dass näher und näher kam. Der Jaguar konnte nicht glauben, wen er da sah. Da kam Jutta die jadegrüne Jagdelster angeflogen. Sie hatte bereits im Wald die Juwelen in der Jackentasche entdeckt und war nur kurz zum Nest geflogen, um die ersten Juwelen da zu verstecken und als sie zurückgekommen war, war die Jacke weg. Später hatte sie Joachim am Himmel mit der Jacke davonfliegen sehen und ist ihm gefolgt. Allerdings war sie nicht so schnell wie der Wind, weswegen sie erst jetzt ankam.

„Wenn Du mir den Rest der Juwelen gibst, dann helfe ich dir wieder auf die Erde zu kommen“, bot Jutta an.

Jo traute der Elster nicht, deswegen antwortete er: „Ich verspreche dir, dass ich dir die Juwelen gebe, sobald ich in unserem Wald angekommen bin.“

„Juhu!“ jubelte die Jagdelster. „Dann hole ich kurz Hilfe und komme dann wieder zurück.“ Und schon war sie weg.

„Bring mir bitte einen Joghurt mit!!!“, jammerte Jo Jutta hinterher.

Joachim hatte das Gefühl es war ein Jahr vergangen als er erst etwas ohrenbetäubend Lautes hörte und dann am Jupiterhimmel etwas Eigenartiges sah. Aus der Ferne wirkte es wie eine Rakete, aber etwas war merkwürdig an ihr.

Als das Flugobjekt landete, da sah er, dass es Milliarden Julikäfer waren, die alle einen Stuhl trugen und zusammen die Form einer Rakete hatten. Auf dem Stuhl saß die Jagdelster und jauchzte dem Jaguar zu: „Ich konnte auf die Schnelle leider nur ein paar Jakobsmuscheln und Johannisbeeren besorgen. Und eine einmalige Junikäfer-Rakete. Bitte steigen sie ein!“

Das ließ sich Jo nicht zweimal sagen. Er setzte sich auf den Stuhl, genoss die Jakobsmuscheln und die Johannisbeeren, während ihn die Junikäfer-Rakete sicher zurück in den Wald brachte. Hier gab er Jutta wie versprochen die Juwelen. Dann holte er sich sofort einen Joghurt, den er mit Johannisbeeren bestreute, bevor er seinen ersten Bericht als Journalist über die Reise zum Jupiter schrieb.


Falls Du mehr über Galaxie-Gangster-Giraffen erfahren willst, dann lies doch mal die Geschichte vom gruseligen G.


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